Die kleinen Unterschiede

Unser Autor spielt mit seinem Verein SpVgg Ansbach seit dieser Saison in der vierten Liga, genau wie die zweite Mannschaft des FC Bayern München. 35 Dinge, an denen er merkt, dass er bei Ansbach und nicht bei Bayern Fußball spielt
- In der Halbzeit eine Cola zu trinken, ist bei uns völlig okay
- Wir kennen nicht wenige unserer Fans mit Vornamen
- Der Mannschaftsbus der Bayern hat eine Küche, unserer nicht mal ein Klo
- Wir machen deshalb jede Stunde Pinkelpause
- Nur wenn wir gegen die Großen spielen wie den FC Bayern, haben wir Einlaufkinder
- Wenn wir Einlaufkinder haben, gucken die zu den Bayern-Spielern hoch, selbst wenn sie neben Spielern von uns einlaufen
- Ich verdiene eine Art Taschengeld
- Von unserem Jahresetat könnte man sich nur eine sehr kleine Eigentumswohnung in Ansbach kaufen
- Unsere Trikots werden privat gewaschen, also von Nicht-Profis, und wurden deshalb zuletzt verfärbt. Die Trikots der Bayern sehen tadellos aus
- Unsere Kabine ist völlig okay, die der Bayern ist eine Wohlfühl-Oase
- Ein Kältebecken sollen wir erst demnächst kriegen
- Wir haben warme Duschen, Bayern hat einen Whirlpool
- Als wir unser erstes Heimspiel gewonnen haben, haben wir eine Party mit unseren Fans geschmissen
- Niemand von uns hat eine Autogrammkarte
- Die Spiele der Bayern werden auf FCB.tv übertragen, mit Kommentator und Halbzeitinterview, bei uns gibt es eine an einem Mast angebrachte Webcam
- Wir verschießen im Training Bälle in den Wald – danach gehören sie für immer ihm
- Unsere Trainingsbälle sind sehr divers, was ihr Alter anbelangt
- Wir haben nur noch acht der 20 neuen Adidas-WM-Bälle vom Saisonanfang
- Unsere WM-Bälle sind nur die Trainingsversion der WM-Bälle
- Niemand weiß mehr, ob unsere Trainings-Leibchen jemals gewaschen wurden
- Wir spielen auf Naturrasen, Bayern auf Rollrasen
- Unser Rasenteam tut sein Bestes – und das ist auch bitter nötig, spätestens ab Oktober
- Ein Spieler von uns snust Tabak auch während der Spiele – ein Päckchen Tabak trägt er in den Stutzen versteckt
- Ich arbeite beim Kicker, um Geld zu verdienen. Die Bayern-Spieler werden im Kicker interviewt
- Unser bekanntester Spieler Patrick Kroiß hat 1.700 Follower bei Instagram, Paul Wanner von Bayern hat 134.000
- Wir haben eine Strichliste für die Getränke im Vereinsheim – und zahlen sie am Ende des Monats (pro Spieler so um die zehn Euro)
- Abendspiele gibt es bei uns nur im Sommer – unser Stadion hat kein Flutlicht
- Viele meiner Mitspieler gehen noch einer Arbeit nach
- Nach jedem letzten Training vor dem Spiel gibt es bei uns eine Brotzeit: Zwei der Spieler kaufen Brot, Semmel, Wurst und Käse ein
- Manche machen für die Brotzeit auch Aufstriche mit ihrem Thermomix
- Wer Brotzeitdienst hat, muss immer auch die Kabine kehren
- Die Bayern haben Ausrüster-Verträge. Mir hat nur mal jemand über Instagram Geld für meine gebrauchten Socken geboten
- Unsere Tickets kann man nur im Tickethäuschen kaufen oder im Lotto-Laden – die von Bayern nur im Online-Shop
- Wir fahren zum Trainingslager im Winter eher nicht ans Mittelmeer
- Wir haben im Schnitt fast doppelt so viele Zuschauer
Autor: Lukas Karakas, Foto: Finn Höske, Laura Gottschalk, Niko Bakousis